Mehr als 2000 Jahre Erfahrung in der Thermaltherapie.

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Vom Kult des Wassergottes Aponus zur Geschichte der Neuzeit. Mehr als 2000 Jahre Erfahrung in der Thermaltherapie. Read More

Die ersten Besucher des Thermalgebiets: der kleine See der antiken Veneter.

In uralten Zeiten müssen in dem Gebiet, in dem sich heute die Thermalkurorte Abano und Montegrotto befinden, zahlreiche warme Quellen verteilt gewesen sein, die sich in kleinen Teichen oder dampfenden Gruben sammelten, aus welchen ein starker Schwefelgeruch stieg. Diese Landschaft wird uns von vielen lateinischen Autoren, die zwischen dem 1. und 6. Jh. nach Chr. lebten, auf lebendige Weise geschildert und sie dürfte auch zu früheren Zeiten nicht viel anders gewesen sein.

Die ersten Besucher des Thermalgebiets waren in vorgeschichtlicher Zeit, mindestens ab dem 8. Jh. v. Chr., die zahlreichen Gläubigen, die aus der ganzen Umgebung kamen und sich um einen kleinen, zirka 3 km langen kreisrunden See versammelten: am Sandstrand entlang legten sie Vasen und Bronzeteile ab, brachten Opfergaben dar, zündeten Feuer an und feierten Rituale, um die lokale Gottheit der dampfenden Gewässer günstig zu stimmen.
Die zwischen 1870 und 1970 durchgeführten archäologischen Ausgrabungen haben einige Tausende Vasen und rund dreißig Votivbronzen an den Tag gebracht. Einige davon stellen Teile des menschlichen Körpers dar: der hier praktizierte Kult hatte also klare gesundheitliche Zwecke, die eng mit den Heilwirkungen des Thermalwassers verbunden waren. Der kleine See befand sich in Montegrotto, im Gebiet zwischen dem Monte Castello und dem S. Pietro Montagnon-Hügel. Der ursprüngliche Name dieser mit Sicherheit männlichen Gottheit des heilbringenden Wassers ist uns nicht bekannt. Wohl bekannt ist uns hingegen sein lateinischer Name, Aponus, von dem der moderne Name des Ortes Abano abstammt: die Etymologie führt auf die indogermanische Wurzel ap, die mit dem Wasser verbunden ist, auch wenn einige spätere literarische Quellen den Namen aus dem Griechischen a-ponos („der den Schmerz wegnimmt“) herleiten und übersetzen.

Berühmte Besucher und das Orakel des Aponus.

Der Kult des Wassergottes Aponus wird auch während der römischen Zeit aufrechterhalten. Aponus wurde nun auch zum Orakelgott, was der lateinische Autor Sueton, der zwischen Ende des 1. und Anfang des 2. Jhs. n.Chr. lebte, mit der mythologischen Figur des Geryon in Zusammenhang brachte. Er erzählt z.B., dass sich der junge Tiberius, bevor er Kaiser wurde, wegen einer Militärexpedition auf der Durchreise nach Illyrien befand und in der Nähe von Padua anhielt, um das Orakel über den guten Ausgang seiner Expedition zu befragen. Das Orakel forderte ihn auf, goldene Würfel in die heilige Quelle des Aponus zu werfen: das Ergebnis war die höchstmögliche Summe. Sueton berichtet, dass diese Würfel auch noch zu seiner Zeit unter der Oberfläche des Wassers zu sehen waren. Es ist also offensichtlich, dass es zu römischen Zeiten im Thermalgebiet einen Tempel gab, der um die heilige Quelle des Aponus herum erbaut worden war. Auch Claudian, ein Dichter aus dem 4. Jh. n.Chr. verfasste ein ganzes Gedicht über den Gott Aponus und die Weihgaben, die in die Quelle geworfen wurden.

“…Der weiche Boden pufft und eingeschlossen unter dem Bimsgestein gräbt die kochend heiße Welle aufgesprungene Wege. […] In der Mitte erstreckt sich wie ein Meer, das auf großer Fläche kocht, ein blauer See, mit enormem Umfang, der eine riesige Fläche bedeckt…”
Claudiano, Aponus, 4. Jahrhundert n. Chr.

Die Römer in den Thermen: Kuren, Gesundheit und Mode.

Mit der Romanisierung löste sich die wohltuende Heilkraft des Thermalwassers irgendwie vom strikt religiösen Bereich ab, auch wenn einige Aspekte des Kultes aufrecht erhalten wurden. So wird das Thermalwasser eine aufgrund ihrer Heilwirkung, aber auch zum reinen Genuss und für das seelisch-körperliche Wohlbefinden ausnutzbare Ressource. Das Euganeische Becken verwandelt sich somit in einen renommierten Kurort. Literarische Quellen berichten von einer regelrechten Mode des römischen Bürgertums, Auszeiten in völliger Entspannung, die sogenannten „otia baiana„, weit entfernt von der Last des Alltagslebens und den Regeln des bürgerlichen Daseins zu verbringen: Luxus, Freizügigkeit und Promiskuität wurden in der römischen Kaiserzeit zu einem regelrechten Lebensstil, dem sogenannten „mos baianum“, der von der Besonderheit des Ortes und seinem nur gelegentlichen Besuch möglich gemacht wurde.

Auch in Montegrotto geschah wahrscheinlich dasselbe: immer zahlreichere Besucher kamen in den Ort, die nicht nur vom Tempel des Aponus, sondern vielmehr von der neuen Organisation der Strukturen angezogen wurden, die auf die Beherbergung und das Wohlbefinden der Gäste ausgerichtet waren. Jede Quelle wurde über Stollen und Rohrleitungen mit einem oder mehreren Becken verbunden. Darum herum entstanden Herbergen und Freizeiteinrichtungen, wie etwa ein kleines Theater.
So wurde das Euganeische Gebiet zwischen dem 1. und dem 2. Jh. n. Chr. immer mehr zu einem Wohngebiet und einem kleinen Vorort von Patavium (Padua). Die ständige Besiedlung dieses Gebiets, das auch heute noch ein vielbesuchter Thermalkurort ist, hat in vielen Fällen zur definitiven Zerstörung der Spuren der Vergangenheit geführt. Diese sind heute noch bruchstückhaft in einem ständig expandierenden Stadtgefüge zu erkennen. Im wichtigsten Ausgrabungsgebiet von Montegrotto sind zum Teil noch drei große Becken ersichtlich, die durch ein komplexes Kanalsystem auf mehreren Ebenen miteinander verbunden sind, sowie eine Anlage, die zum Hochheben des Wassers diente und mit einem Wasserrad versehen war, Herbergen und Räume, die der Entspannung der Besucher dienten, wie etwa Bogengänge, Umkleideräume, Ruhebereiche, Nymphäen und ein kleines, vielleicht bedecktes Theater für Schauspiele und Konzerte.

Die Thermalwasserkuren in den Jahrhunderten des Verfalls nach dem Ende des Römischen Kaiserreichs.

Mit dem Ende des römischen Kaiserreichs blieb, trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die zum Verfall des Reiches geführt hatten, der Thermalkurort auch weiterhin bestehen und bekannt und wurde nun nicht mehr der Mode wegen sondern aufgrund seines Thermalwassers aufgesucht, welchem auch mit dem Aufkommen des Christentums wohltuende und heilende Wirkungen zugeschrieben wurden. Zu Beginn des 6. Jhs. n. Chr. schrieb Cassiodorus, der Sekretär des Königs Theoderichs, dem Paduaner Architekten Aloisius, um ihn mit der Restaurierung der Strukturen im Thermalgebiet zu beauftragen. Zur selben Zeit beschrieb auch der Bischof von Pavia Ennodius in einem Brief an einen Freund die wohltuenden Behandlungen in den Bädern des Aponus.

Darauf folgt eine Zeit, in der die Quellen schweigen. Dies ist vor allem auf die barbarischen Invasionen zurückzuführen. Doch bald organisiert sich das Leben in einer Reihe von Dörfern wieder neu: mittelalterliche Quellen zitieren die Ortschaften Abano, vom Namen des antiken Wassergottes, S.Pietro Montagnon, den Ort der vorgeschichtlichen Kultstätte der Veneter und Mons Aegrotorum, d.h. den „Berg der Kranken“, was wieder einmal auf die wohltuenden und heilenden Wirkungen des Euganeischen Wassers hinweist.

Die Geschichte der Euganeischen Thermen in der Neuzeit.

Unter dem Begriff “Euganeische Thermen” versteht man jenes weite Gebiet, das auf einer in einem Werk von Domenico Vandelli (1761) enthaltenen Karte die heutigen Gemeinden von Abano, Montegrotto und Battaglia umfasst. Im Unterschied zu zahlreichen anderen, ähnlichen Orten konnten die Euganeischen Thermen von der Nähe zu Padua, dem Sitz einer alten und renommierten Universität profitieren. So beschäftigten sich verschiedene Professoren der Universität Padua gegen Ende des Mittelalters auf unterschiedlichste Weise mit den Thermen: Pietro d’Abano, Jacopo Dondi, Giovanni Dondi, Bartolomeo da Montagnana, Michele Savonarola. Besonders interessant ist das Projekt des Giovanni Dondi zur Salzgewinnung aus den Thermalquellen. Als Leibarzt des Francesco Petrarca könnte er außerdem dem Dichter Kenntnisse über die Wirkungen der Thermalkuren vermittelt haben.
Michele Savonarola, ein Onkel des berühmteren Ordensbruders aus Florenz, begleitete 1440 Francesco Carmagnola zu den Thermen von Battaglia, zum „Balneum Sanctae Helenae“.

Dies sind nur einige der berühmten Persönlichkeiten, die die Thermen besucht haben. Gleichzeitig wurden die Bäder jedoch immer auch vom gemeinen Volk besucht, das dort aus uralten Zeiten überlieferte Gesten und Rituale ausführte.

Um die Hälfte des 16. Jh. erwachten das politische und auch das wissenschaftliche Interesse an den Thermen wieder zu neuem Leben. Dieser Aufschwung konnte nicht ohne bedeutende, mit der Universität Padua verbundene Persönlichkeiten ablaufen. Der bekannteste Benutzer der Therme, den wir bisher ausfindig machen konnten, war in jener Zeit Galileo Galilei, der in seinen peniblen Haushaltsabrechnungen Spesen verzeichnete, die er auf sich nahm, um eine gewisse Menge von „Muttergotteswasser“ nach Padua bringen zu lassen. Auch Paolo Sarpi machte, wie aus seiner Biographie hervorgeht, vom selben Wasser Gebrauch.
Auch die Beliebtheit der Thermalbehandlungen erfuhr Höhen und Tiefen. Um die Hälfte des 18. Jhs. lebte das Interesse daran, auch dank einer eigenen wissenschaftlichen Kommission, die von Giovanni Battista Morgagni, dem vielleicht berühmtesten Arzt seiner Zeit, geleitet wurde, wieder auf. Und 1753 verfasste Carlo Goldoni die musikalische Komödie „Die Thermen von Abano“ (Le Terme di Abano).